Assistenz und Mitarbeit im "Farblabor"

Wann: Zwischen 29. Juli und 27. September 2019

Wo: E-Werk Luckenwalde

im Rahmen von "Forschungsabschnitt Population 83"

 



Im Atelier und Farblabor werden Gouache-Farben nach Rezepturen abgemessen, gemischt und mit dem Pinsel in vorgezeichnete Felder aufgetragen.

Außerdem werden gemeinsam die ineinandergreifenden Abläufe, die sich an wissenschaftliche Laborarbeit anlehnen, entwickelt.

Im Team von drei Personen werden wir den Prozess durchdringen und das Farben Messen und Mischen, das Bestimmen der zu bemalenden Stellen und das Malen selbst so verzahnen, dass sich ein flüssiger Rhythmus ergibt. Die vielen Einzelformen ergeben am Ende zehn identisch aufgebaute Bilder von Wurmkörpern. Insgesamt sind 50 Papierstücke zu verwalten und parallel zu bearbeiten.

Diese Arbeit und Langzeitperformance findet auf dem Gelände bzw. im Gebäude des
E-Werks Luckenwalde statt und ist somit eingebettet in eine künstlerisch-kreative Atmosphäre, denn das alte Kohlekraftwerk wird im Moment nicht nur umgerüstet um wieder ans Netz zu gehen, sondern auch zu einem Zentrum für Kunststrom und zeitgenössische Kunst ausgebaut.









„Forschungsabschnitt Population 83“ ist ein Arbeitsbereich innerhalb des Werkkomplexes „Bildorganismen“. Er bündelt Vorgehensweisen und bildsprachliche Erkenntnisse daraus, die aufeinander bezogen einer eigenen Rationalität folgen. Anhand einer Regenwurmdarstellung wird exemplarisch eine Methode für die „freie“, manuelle Reproduzierbarkeit von Bildern erprobt: In einem „Farblabor“ entsteht eine Serie von zehn großformatigen, farbigen Wurm-Zeichnungen, die augenscheinlich formal identisch sind.

Das Zeichnungsprojekt setzt auf die schöpferische Einzigartigkeit jeder Ausführung und nutzt Abweichungen vom scheinbar Vorhersehbaren. „Ungenauigkeit“, die als unbestimmte Triebkraft in die Zeichnungen einfließt, wird dabei ganz bewusst als lebendiger gestalterischer Motor genutzt. Jedes erneute Zeichnen reflektiert den Interpretationsspielraum der definierten Formen und erforscht die Wechselwirkung zwischen den entstandenen Einzelformen und der Gestalt der Gesamtform. Die Zeichnungen werden somit zur Projektionsfläche von bewussten und unbewussten Denkvorgängen.

Die beiden Disziplinen Kunst und Wissenschaft haben unterschiedliche methodische Vorgehensweisen hervorgerufen. Mit dem Werkkomplex „Bildorganismen“ möchte ich dem Phänomen nachgehen, dass beide Bereiche im Grunde zutiefst miteinander und in der menschlichen Natur verschränkt sind: auf der einen Seite ist das wissenschaftlich Rationale und Erfassbare, auf der anderen Seite das unkontrollierbare „Wilde“. Einer begrifflichen – nicht unbedingt glaubhaften – Aufspaltung in Kategorien wie „unbelebter“ Gegenstand und „lebendiger“ Organismus möchte ich künstlerisch entgegentreten. Dabei möchte ich unter anderem die Frage aufgreifen, welches Verhältnis oder welche Position wir als Forschende bzw. Künstler gegenüber unseren „Untersuchungsgegenständen“ eigentlich einnehmen.